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Aktionsforschung als Werkstatt demokratischen Handelns

Eine Theoriebasis unseres Seminarkonzeptes


Thomas Kreiml


"Aktionsforschung verlangt von den Forschenden und Teilnehmenden eine große Bereitschaft, die persönliche Sicht auf Situationen, eigene Meinungen, Erfahrungen darzulegen. Um diese ausreichende Offenheit zu ermöglichen, bedarf es eines sozialen Raumes, der dies zulässt."


Im Artikel "Aktionsforschung als Werkstatt demokratischen Handelns", erschienen in Heft 3/2019 der Zeitschrift "Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie", beschreiben Doris Formann, Christina Spaller und Andrea Tippe die theoretische Grundlage des fast zehnjährigen Tuns und Forschens im Rahmen der Aktionsforschung in Linz.


Das Aktionsforschungsseminar wird als Projekt vorgestellt, das sich als Beitrag zur Demokratisierung versteht und an die Ursprünge gruppendynamischen Arbeitens erinnert. Grundlegend für das Projekt sind aktuelle gesellschaftspolitische Themen, ein partizipativer Aktionsforschungsansatz, die Gruppendynamik als Interventionspraxis und eine divers zusammengesetzte Gruppe. Dies fordert heraus, den gemeinsamen öffentlichen Raum zu gestalten, die sozialen Prozesse zu begreifen und die eigene Wirksamkeit zu erkennen.


Forschen und Handeln in bewegten Zeiten


"Ziel dieses Aktionsforschungsprojekts ist es, einen Forschungsraum aufzumachen, dessen Kernelement ein fünftägiges Aktionsforschungsseminar ist. Teilnehmen kann, wer am Thema, an einer Auseinandersetzung mit anderen und sich selbst interessiert ist, und sich auf den gemeinsamen Prozess einlassen möchte. Die Inhalte werden von allen Beteiligten gestaltet."


Die Gruppendynamik ermöglicht es, die gemeinsamen Prozesse bewusst zu machen, zu reflektieren und gleichzeitig das eigene handeln anzuregen. Die Aktionsforschung verbindet dabei die gruppendynamische Praxis mit einem Themenschwerpunkt, der in jeder Gruppe vorhanden und dem im Hier und Jetzt nachgegangen wird.


"Das thematische Anliegen greift soziale und politische Fragen der näheren Gegenwart auf, die es genauer zu betrachten und voranzutreiben gilt. Als Thema des ersten Seminars [2012, Anm.] legte sich die Frage nahe: "Wohin wandert die Macht?" Anlass waren wahrzunehmende gesellschaftliche Veränderungen in Wirtschaft, Arbeit, Beratung und Wissenschaft. Noch war gesellschaftlich nicht deutlich, wohin die Entwicklung gehen würde, wer in dieser Umbruchszeit gestaltend eingreifen könnte und wem gefolgt werden würde."


Macht


Die grundlegende Frage des Aktionsforschungsseminars mag sich in den bald acht Jahren, die seither vergangen sind verschoben haben. Die letzten Jahre vermitteln den Eindruck umbruchartiger gesellschaftlicher Entwicklungen, zur großen Finanzkrise des Jahres 2008 sind eine Reihe anderer Krisen hinzugekommen. Die Leitfrage für eine heutige Bestandsaufnahme mit einem Blick zurück auf das erste Aktionsforschungsseminar lautet: "Wohin ist sie gewandert, die Macht?"


Da man sehr schnell jedenfalls Betroffene*r der gesellschaftlichen Entwicklungen ist, ist die Suche nach Handlungsspielräumen und Lern- bzw. Gestaltungsformen eine verbreitete Strategie, sich den Veränderungen zu stellen. Wie gelingt es, selbst zum/zur Beteiligten zu werden? Und wie kann es gelingen, andere Betroffene zu Beteiligten zu machen? Das Aktionsforschungsseminar als Werkstatt demokratischen Handelns bleibt hartnäckig dabei, nicht nur diese Fragen zu stellen, sondern einen Raum zu schaffen, in dem sie gemeinsam gestellt, diskutiert und erforscht werden können. Die Themen sind aktueller, die Fragen dringender denn je. Die Herangehensweise passt als Form zum Inhalt:


"Die drei Dimensionen Zugehörigkeit - Macht - Intimität verweisen permanent aufeinander, wer Fragen der Macht behandelt, behandelt auch Zugehörigkeit und Nähebedürfnisse und umgekehrt."


Nach den Themen Macht (2012), Partizipation (2014), Zugehörigkeit (2016) und Freiheit (2018) rückt 2020 wieder die Erforschung der Macht in den Fokus. "Wer ist dabei?" lautet die Leitfrage des Aktionsforschungsseminars 2020, um dem "Handwerk für Machtfragen" auf den Grund zu gehen - nicht nur im Verstehen der Gesellschaft, sondern vor allem auch im eigenen Handeln.


Link


Der Artikel "Aktionsforschung als Werkstatt demokratischen Handelns" von Doris Formann, Christina Spaller und Andrea Tippe ist unter folgendem Link online verfügbar:




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